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Obstbäume vs. Wühlmäuse: Wie du die Ausfallquote senkst 


Beim Pflanzen von Obstbäumen gibt es viele Faktoren, die den Erfolg beeinflussen – vom richtigen Schnittzeitpunkt bis zur optimalen Schnitttechnik. Ein oft unterschätztes Problem sind Wühlmäuse. Diese kleinen Nager können das Wachstum deines Obstbaums erheblich stören, indem sie an den Wurzeln knabbern und so die Stabilität sowie die Nährstoffaufnahme behindern. Heute möchte ich anhand eines Fallbeispiels aus meinem eigenen Obstgarten zeigen, wie wichtig die Maßnahmenergreifung, z. B. durch den Einsatz eines Wühlmausschutzgitters, für das erfolgreiche Wachsen deiner Bäume ist.

Mein Hintergrund – Warum ich weiß, wovon ich spreche 

Ich bin Christian Roither, seit etwa 25 Jahren selbstständiger Baumpfleger und zertifizierter Baumsachverständiger aus Oberösterreich. In meinen Vorträgen teile ich mein Wissen mit Hobbygärtnern, Gemeindemitarbeitern und Profis, damit du und viele andere lernen können, wie man Bäume richtig pflegt. Um die Wirkung eines Wühlmausschutzgitters anschaulich zu demonstrieren, habe ich folgendes Experiment gewagt. 

Zwei Apfelbäume, ein eindeutiges Ergebnis 

Vor über 10 Jahren habe ich zwei Apfelbäume zur selben Zeit auf meiner Wiese gepflanzt – beide unter denselben Bedingungen: gleiche Sorte, gleicher Boden, gleicher Standort. Der einzige Unterschied? 

  • Links: Wurde der Baum ohne jeglichen Wühlmausschutz eingepflanzt. 
  • Rechts: Bei diesem Baum wurde der Wurzelballen mit einem unverzinkten Wühlmausschutzgitter umschlossen

Vergleich von zwei Obstbäumen auf einer Wiese: Der linke Baum ist kleiner, hat einen dünneren Stamm und keinen Wühlmausschutz, während der rechte Baum größer ist, einen dickeren Stamm hat und mit Wühlmausschutz gepflanzt wurde. Die Unterschiede sind mit r

Bereits nach drei bis vier Jahren war der Unterschied frappierend: 
  •  Ohne Schutz: Dieser Baum kämpfte von Anfang an. Wuchs nur langsam, hatte wenig Stabilität und vegetierte vor sich hin. Er wurde regelmäßig von Wühlmäusen angefressen, was seine Wurzeln schwächte und ihm die nötige Kraft nahm, um richtig zu gedeihen. 
  •  Mit Schutz: Dieser Apfelbaum hingegen entwickelte sich prächtig! Dank des Wühlmausschutzgitters konnte er in den ersten Jahren ungestört ein stabiles Wurzelsystem aufbauen. Das Gitter verhinderte, dass die Wühlmäuse die jungen Wurzeln beschädigten. Da das Gitter unverzinkt war, rostete es nach spätestens drei bis vier Jahren weg und lieferte dem Baum zusätzlich Eisen als Nährstoff, ohne später die Wurzeln einzuschnüren. 

Nach den ersten vier Jahren und darüber hinaus war der Größenunterschied deutlich: Der geschützte Baum hat eine deutlich gesündere Krone und steht fest im Boden verwurzelt, während der ungeschützte Baum leicht schief stand und nur kümmerlich wuchs. 

Der heimliche Wurzelbeißer 

Die Wühlmaus, auch Schermaus, Wollmaus oder Erdratte genannt, kann schwere Schäden an Wurzelgemüsen, Stauden, Kartoffeln, Obstbäumen und anderen Nutzpflanzen verursachen. Überraschenderweise machen diese Mäuse keinen Winterschlaf, weswegen sie auch während der kalten Monate aktiv sind. Bei knapperen Ernährungsoptionen fallen die jungen Obstbaumwurzeln ihnen gehäuft zum Opfer. Zu dieser Zeit bildet der Baum sein essenzielles Wurzelsystem zur Stabilität und Nährstoffaufnahme und wird durch das Angeknabbere enorm geschwächt. Die Nahrungsbeschaffung gestaltet sich im Winter zudem einfacher, da die Wühlmäuse sich unter der Schneedecke bewegen können, was ihnen hilft, ihre Futterquellen zu finden. 

Ohne ein gesundes Wurzelsystem verliert der Baum an Vitalität, was zu langsamerem Wachstum oder im schlimmsten Fall zum Absterben führen kann. In solchen Fällen kann es auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge kommen. Ein solcher Angriff auf die Wurzeln hat zur Folge, dass die stark betroffenen Bäume schiefstehen. Dieser schiefe Stand wird des Öfteren fälschlicherweise dem Wind zugeschrieben; statt der Ursache unter der Erdoberfläche. Die präventive Sicherung von Wurzeln durch Schutzgitter oder andere Maßnahmen ist daher entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden. 

Verzinkt oder unverzinktes Gitter: Welche Variante ist besser? 

Das unverzinkte Drahtgeflecht ist besonders für leichte, gut drainierte Böden wie sandige, kiesige oder kalkhaltige Magerböden ideal. Diese Böden haben oft einen hohen pH-Wert (über 7), sind also alkalisch. In solchen Böden verläuft der Rostprozess langsamer und kontrollierter, was dem Gitter ermöglicht, den nötigen Schutz für die ersten, entscheidenden Jahre des Baumwachstums zu bieten. Normalerweise zersetzt sich das unverzinkte Gitter innerhalb von etwa drei Jahren – genug Zeit, damit sich das Wurzelsystem stabil entwickeln kann. 

In schweren oder nassen Böden, wie etwa in humusreichen oder lehmigen Böden, die oft einen niedrigeren pH-Wert (unter 7) und somit sauren Charakter aufweisen, kann das unverzinkte Gitter schneller korrodieren. In sauren Böden wird der Korrosionsprozess aufgrund der höheren Konzentration von Wasserstoffionen (H⁺) beschleunigt. Dennoch wird die Korrosion in der Regel nicht so stark verstärkt, dass zwingend ein verzinktes Gitter notwendig wäre. 
Bei einem regulär verzinkten Gitter gibt es Folgendes zu beachten: Dieses hält oft sehr lange – zu lange – und kann das Wurzelwachstum erheblich beeinträchtigen. In meiner Erfahrung als Baumstumpffräser, in Oberösterreich, habe ich verzinkte Drahtgitter ausgegraben, die nach 10, 15 und sogar 20 Jahren noch zur Gänze vorhanden waren. Die Wurzeln waren oft in das Gitter eingewachsen und wurden davon teilweise ganz abgeschnürt. Obwohl der Baum das Hindernis überwinden konnte, wurde sein Wachstum dadurch deutlich beeinträchtigt. 

Zurecht die Bedenken - eine Zwischenlösung gibt es da noch: Ein Wühlmausschutz mit minimaler Verzinkung, der eine längere Haltbarkeit bietet, ohne das Wurzelwachstum langfristig zu behindern. Die reduzierten Zinkbeschichtung sorgt dafür, dass der Gitterkorb zwar ein bisschen länger hält, aber noch immer zersetzten kann. Kontrollgrabungen haben gezeigt, dass dieses Material den Wurzeln ausreichend Platz zum Heranwachsen lässt, ohne die Pflanze langfristig zu schädigen. 

Ich bin der Meinung, dass bei den meisten Böden in Österreich das unverzinkte Gitter ausreichend ist. Vor allem in Oberösterreich, haben wir viele kalkhaltige Böden, deren pH-Wert meist im Bereich von 7 bis 8,5 liegt, also alkalisch ist. Der unverzinkte Korb um den Wurzelballen bietet genug Schutz für die kritische Anfangsphase des Baumes. Das Drahtgeflecht zersetzt sich dann rechtzeitig, bevor die Wurzeln eingeschränkt werden. Nur in extrem feuchten und schweren Böden würde ich zur geminderten verzinkten Variante greifen. 
Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, habe ich die folgende Übersicht erstellt: 

Welcher Wühlmausschutz ist für welchen Boden geeignet?

Bodenbeschaffenheit unverzinkt
minimal verzinkt
(7-12 µm)
regulär verzinkt
(20-30 µm)
Hoher pH-Wert (alkalisch) X
Trockene, sandige Böden X
Saure Böden (niedriger pH) X
Lehmige Böden (mäßig feucht) X X
Tonböden (schwer und verdichtet) X
Schwere, nasse Böden (Staunässe) X
Schotterige Böden X
Kalkhaltige Böden X
Moore und torfige Böden X X
Schwemmlandböden (Flussnähe) X X
Weichgesteinsböden (z.B. Mergel) X X
Bergige und steinige Böden X X
Extrem nasse oder sumpfige Böden X

Anmerkung: In sehr feuchten oder sumpfigen Böden sind Wühlmäuse in der Regel nicht anzutreffen, da sie lockere, gut durchlüftete Böden bevorzugen, um ihre Gänge und Nester zu bauen. Extrem nasse Bereiche bieten diesen Tieren keinen geeigneten Lebensraum, da die Gräben instabil und wassergesättigt sind. 

Anwendungshinweise 

Wie verwendet man ein Wühlmausschutz Gitter? Wichtig ist es, den gesamten Wurzelballen mit dem Drahtgeflecht lückenlos einzuschließen. Dabei achte darauf, dass du nach dem Befüllen mit Erde, das Gitter so nah wie möglich an und entlang des Stammes zu drücken. So können die Wühlmäuse sich auch von oben keinen Zugang zu den Wurzeln verschaffen. 

Andere Alternativen – Warum ich sie nicht bevorzuge 

Es gibt verschiedene Methoden, Wühlmäuse zu bekämpfen, aber keine ist für mich so effektiv wie das Wühlmausschutzgitter: 
  • Vorbeugung: Kurz gehaltene Rasenflächen und regelmäßige Beweidung verringern den Wühlmausbestand, bieten aber keine Garantie und sind an steilen Hängen, wie bei mir, nicht praktikabel. 
  • Fangen: Fallen sind auf großen Obstbaum-Plantagen nicht effektiv, jedoch nützlich in kleinen Bereichen. Schlagfallen, Fangröhren oder gefährliche Schuss-Apparate gibt es auch. Sie müssen regelmäßig kontrolliert und neu aufgestellt werden und sind zeitaufwendig. 
  • Giftköder: Der Einsatz von Ködern mit Zinkphosphid erfordert die Berücksichtigung von Umweltschutzauflagen und ist in der Umsetzung nicht sehr effektiv. Zusätzlich besteht das Risiko, andere Tiere zu gefährden 

Viel lieber Lebensraum lassen: Bei mir dürfen die Wühlmäuse in meinem Obstgarten weiterleben. Sie sind Teil des Ökosystems, und wenn meine Bäume stark genug sind, können sie den gelegentlichen Wurzelverlust leicht verkraften. Deshalb setze ich auf den Wühlmausschutz. 
Er schützt den Baum in der entscheidenden Anfangsphase, muss nur einmal verwendet werden bei der Einpflanzung und die Sorge um das Wurzelproblem hat sich erledigt. 

Fazit: Wühlmausschutz zahlt sich immer aus 

Wühlmäuse stellen eine ernsthafte Bedrohung für junge Obstbäume dar. Egal ob welches Gitter, der Schutz zahlt sich immer aus! Ich empfehle unverzinkte oder minimal verzinkte Wühlmausschutzgitter. Diese Gitter rosten nach wenigen Jahren weg und bieten den Wurzeln Freiheit, während das freigesetzte Eisen das Wachstum fördert. Durch deren Einsatz konnte ich die Obstbaumausfälle um beeindruckende 70 % senken! 
Investiere jetzt in deine Jungbäume – deine Obstbäume werden es dir danken! 

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Sonnige Grüße aus Seewalchen am Attersee!


Christian ist allgemein 
beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Baumpflege, Baumkontrolle und Baumbewertung. Durch seine fundierte Ausbildung und umfangreiche praktische Erfahrungen gewährleistet er eine kompetente und nachhaltige Wissensvermittlung.

Sein Ziel ist es, anderen zu helfen, die Bedeutung gesunder Bäume zu erkennen und informierte Entscheidungen über deren Pflege und Erhaltung zu treffen.

Hier in Österreich teilt er seine Expertise in Seminaren  mit Baumpflegern, Gemeindemitarbeitern und Naturschützern, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit von Bäumen in der Umwelt zu schärfen und nachhaltige Praktiken zu fördern.